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Gehen und Radfahren brauchen in Österreich deutlich mehr Platz

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Die Covid-19-Pandemie hat das Mobilitätsverhalten verändert. Es wird so viel zu Fuß gegangen und Rad gefahren wie schon lange nicht. Eine heute veröffentlichte VCÖ-Studie zeigt, dass Österreich sowohl bei der Infrastruktur für aktive Mobilität als auch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen großen Verbesserungsbedarf hat. Das Potenzial für mehr bewegungsaktive Mobilität ist in Österreich groß. Über 700.000 Autofahrten pro Tag sind kürzer als ein Kilometer, mehr als vier Millionen sind kürzer als fünf Kilometer, informiert der VCÖ.

Die Coronakrise hat gezeigt, dass die Bereitschaft der Bevölkerung mehr Alltagswege zu Fuß und mit dem Fahrrad zurückzulegen vorhanden ist und auch sichtbar gemacht, dass bewegungsaktive Mobilität deutlich mehr Platz braucht.

bringt VCÖ-Experte Michael Schwendinger die heute veröffentlichte VCÖ-Studie auf den Punkt. Nicht die Bevölkerung, sondern vor allem die Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen für Gehen und Radfahren in Österreich deutlich zu verbessern. Umso mehr, als das Potenzial für mehr Fuß- und Radverkehr sehr groß ist, macht der VCÖ aufmerksam: Im Schnitt waren vor Covid-19 über 700.000 Autofahrten pro Tag kürzer als ein Kilometer, mehr als vier Millionen kürzer als fünf Kilometer.

Gelingt es, dass viele Kurzstrecken künftig nicht mehr im Auto sitzend, sondern zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, dann kommt Österreich nicht nur dem Klimaziel einen großen Schritt näher, sondern reduziert auch den Bewegungsmangel, der ein großes Gesundheitsrisiko geworden ist.

Alltagswege gesund und klimafreundlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen wird erschwert

Allein die durch Bewegungsmangel verursachten Gesundheitskosten werden in Österreich mit mehr als 180 Millionen Euro pro Jahr angegeben. Aus gesundheitlicher Sicht werden 10.000 bis 12.000 Schritte pro Tag empfohlen, das sind rund sieben bis neun Kilometer. Rund ein Drittel aller Alltagswege in Österreich ist kürzer als zweieinhalb Kilometer. Doch anstatt es der Bevölkerung so einfach wie möglich zu machen, Alltagswege gesund und klimafreundlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen, wird es ihr oft massiv erschwert. Fehlende Gehwege, zu schmale Gehsteige, die durch Verkehrsschilder, Werbetafeln, Verteilerkästen oder falsch abgestellte Fahrzeuge noch weiter eingeengt werden, Fußgängerampeln mit kurzen Grün- aber langen Rotphasen, sind einige der häufigsten Hürden.

Der VCÖ weist darauf hin, dass laut offiziellen Planungsrichtlinien Gehsteige mindestens zwei Meter breit sein sollen, ebenso Einrichtungsradwege, Zweirichtungsradwege sollten mindestens drei Meter breit sein.

Die Realität sieht auf vielen Straßen anders aus, selbst abgestellten Autos wird meist mehr Platz gegeben als den Bürgerinnen und Bürgern, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sind.

gibt  zu bedenken. Während in den Niederlanden 50 Prozent der Jugendlichen mit dem Fahrrad zur Schule fahren, waren es in Österreich vor Corona lediglich sechs Prozent. Werden Eltern befragt, warum ihre Kinder nicht mehr zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, dann kommt häufig die Antwort:

  • Wegen dem Verkehr
  • Zu viel Verkehr, zu hohes Tempo
  • Unübersichtliche Übergänge
  • Fehlende Radwege

All das schränkt die Mobilität von Kindern und Jugendlichen massiv ein. Und führt oft dazu, dass das motorisierte Elterntaxi zum Einsatz kommt – und damit das Problem weiter verschärft wird.

Tempo im Ortsgebiet senken

Gerade für die sichere Mobilität von Kindern ist im Ortsgebiet als Höchstgeschwindigkeit Tempo 30 statt 50 sehr wichtig.

Tempo 30 statt 50 senkt das Risiko bei einem Unfall tödlich verletzt zu werden um rund 75 Prozent. Mit dem Tempo steigt das Unfallrisiko und die Verletzungsschwere. Die Gesundheit muss nicht nur in Sonntagsreden, sondern auch im Straßenverkehr absoluten Vorrang haben.

betont Schwendinger. Tempo 50 soll im Ortsgebiet nur dort erlaubt sein, wo es aus Sicht der Verkehrssicherheit zulässig ist.

Auch in der Straßenverkehrsordnung (StVO) gibt es nach wie vor zahlreiche Bestimmungen, die das Gehen und Radfahren behindern.

Die Regelung, dass Gehende am Gehsteig nicht unbegründet stehen bleiben dürfen, ist das wohl absurdeste Beispiel. Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise haben Schikanen und Behinderungen für die gesündeste und klimafreundlichste Form der Mobilität in der StVO nichts mehr verloren.

drängt Schwendinger auf eine grundlegende StVO-Reform. Darüber fordert der VCÖ eine Infrastrukturoffensive für aktive Mobilität und eine Sanierungsoffensive für ausreichend breite Geh- und Radwege.

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